40 Jahre FDP-Bendorf

Es war das Jahr 1973, also vor genau 40 Jahren. 1 Jahr nachdem ein gewisser Karl-Otto Hahn mit seiner Frau und seinen beiden Kinder von Koblenz nach Bendorf-Sayn umgezogen war, wurde er von einer ihm bis dahin unbekannten Person namens Karl Scherer angesprochen.

Er outete sich als Mitglied der FDP und er möchte ihn und seine Familie in Sayn willkommen heißen. Er war verwundert, war er doch erst wenige Monate zuvor Mitglied der FDP geworden, jedoch über die Vermittlung eines Geschäftsfreundes aus Neuwied in Koblenz. Scherer lud ihn zu einer kleinen Runde ins damalige Krupp-Hotel ein.

Am besagten Abend traf er dort eine kleine Runde Herren an, mit Abstand war er damals mit 32 Lenze der Jüngste. Die Herren stellten sich mit Karl Scherer (den er ja bereits kannte), Karl Schüttler, Paul Keller und Hans-Georg Holsinger vor. Ein bettlägeriger Herr Bödecker, der dann auch wenig später verstarb, ließ sich entschuldigen. Diese 5 Herren waren das, was von der FDP Bendorf verblieben war. Nebenbei bemerkt, alle vorerwähnten Herren gingen inzwischen den Weg allen Irdischen.

Man kam schnell zur Sache, indem man ihm, den man überhaupt nicht kannte, den Vorsitz des FDP-Stadtverbandes Bendorf anbot, denn dieser existierte seit Ende der 60er Jahre nicht mehr. Dies ab dem Zustandekommen der „Sozial-Liberalen Koalition“unter Willy Brandt im Jahre 1969.

Die damalige Bendorfer FDP, vorwiegend national-liberal geprägt und unternehmerisch orientiert (Neuhaus, Kessler, Ferenz) um nur diese 3 Namen stellvertretend zu nennen, konnten den Schulterschluss mit den Sozialdemokraten, zumal mit einem Menschen wie Willy Brandt nicht folgen und zogen sich aus der FDP zurück. Die FDP Bendorf war führungslos und fristete vor sich hin. Sie wurde von der FDP Vallendar, Herr Siemund kommissarisch verwaltet. Von so viel Vertrauen überrascht ließ er sich überreden, nicht wissend, auf was er sich da eingelassen hatte. Soviel zur Wiederbelebung des Stadtverbandes Bendorf vor exakt 40 Jahren!

Der ab 1973 beschrittene Weg der neuen FDP Bendorf war sehr steinig. Eine damals selbstherrlich, mit absoluter Mehrheit ausgestattet SPD stand einer ohnmächtigen CDU gegenüber. Die FDP wurde zunächst nicht wahr- und ernst genommen. Wir entwickelten uns sozusagen im politischen Untergrund. Wir kritisierten Missstände in der Stadt, betrieben „Mund zu Mund” Propaganda und besuchten möglichst viele Ortsfeste in der Stadt, um auf diesem Wege an Popularität zu gewinnen. Unser Sprachrohr, die damals noch existierende „Bendorfer Zeitung”, zugleich auch Druckerei für das „rote Rathaus” musste jedoch auf Druck des damaligen BM Schön die Berichterstattung für die örtliche FDP einstellen, drohte doch sonst der Entzug der Druckaufträge aus dem Rathaus, dem. bedeutendsten Auftraggeber, sowie die Stornierung zahlreicher Leser-Abonnemente aus dem linken Bendorfer Lager. Selbst Anzeigen gegen Bezahlung waren unerwünscht. Das war die sprichwörtliche „Bendorfer Pressefreiheit” der 70er Jahre. Für uns war es aber auch das untrügliche Signal, das wir auf dem rechten Weg waren. Zumal die Repressalien bis ins persönliche gingen und meine Frau dies wie folgt damals artikulierte „die zünden uns noch das Haus an.” Gottlob kam es nicht dazu.

Trotz, oder gerade wegen dieser Widrigkeiten zogen wir 1979 erstmals nach mehr als 15 Jahren mit 2 Sitzen wieder in den Stadtrat ein, unterstützt von inzwischen 42 Mitglieder, womit Bendorf sich in nur 6 Jahren vom schwächsten zum stärksten Ortsverband im Kreis MYK entwickelte. So wurde auch der FDP-KV MYK ab 1976 bis weit in die 80er Jahre vom Stadtverband Bendorf geleitet und personell dominiert.

Es dauerte bis zum Jahre 2011, also vor nur 2 Jahren, da läutete von vielen unbemerkt das Toten-glöckchen für die Bendorfer FDP. Der damalige Vorsitzende Markus Falk lud zu einer Mitglieder-versammlung ein, u.a. mit dem TOP „Auflösung des FDP-Stadtverbandes”. Der Frust über das gescheiterte Abwahlverfahren des Bürgermeisters Michael Syré war der Auslöser.

Der TOP wurde auf heftigen Widerstand einiger Versammlungsmitglieder gestrichen, Falk und weitere verließen daraufhin die FDP. Es kam aber nicht wie von einigen erhofft zur großen Krise im Stadtverband, sondern durch das Engagement einiger weniger zum erfolgreichen Neuanfang!

Inzwischen hat die FDP bittere Pillen schlucken müssen. Zuerst schied sie aus dem Rheinland-Pfälzischen Landtag aus und dann am 22.09.2013 erstmals in der Nachkriegsgeschichte auch aus dem Deutschen Bundestag. Es war ein Schock für alle Liberalen!

Je länger man Abstand hierzu gewann, offenbarte sich einem, dass das Desaster hausgemacht war, indem man die Alarmglocken, die bereits ab 2011 schrillten, einfach ignorierte bzw. die falschen Schlüsse zog. Keine Führungsqualität, miserable Außenwirkung (Rösler u. Brüderle), unfähige, überhebliche Minister (Niebel, Westerwelle), wahrgenommen als Subventionspartei (Hotel), anti-gesellschafts- und sozialpolitische Statements z.B. Schlecker-Insolvenz) – hier hätte mehr soziales Verantwortungsgefühl gut getan ‑.

Kompromisslosigkeit beim Mindestlohn, Zerrissenheit bei der €-Rettung. Alles in allem eine zerrissene, konzeptlose, höchst unsoziale Partei bekam die Quittung! Selbst der Mittelstand wendete sich von uns ab. (z.B. Austritt 2011 aus dem LV des „Liberalen Mittelstandes” wegen Untätigkeit.) Ein Novum, doch niemand wollte es wahrhaben, alle waren blind frei nach „Mao,” keiner ist so blind wie der, der nicht sehen will” . In den 40 Jahren meiner Parteizugehörigkeit habe ich in dieser Partei noch nie soviel Unfähig- und Hilflosigkeit erlebt. Da bekanntlich jedes Ding 2 Seiten hat, sehe ich die Schlappe aber auch als große Chance zu einem Neuanfang, der, hätten wir 5% erreicht nicht möglich gewesen wäre. Man hätte eine Koalition mit der CDU fortgeführt bis zur absoluten Bedeutungslosigkeit der FDP im Jahre 2017. So konnte sich die FDP auf einen Schlag von dem gesamten unfähigen Führungspersonal trennen, denen ich keine einzige Träne nachweine!

Die Häme aber, die über die FDP nach der Bundestagswahl 2013 ausgeschüttet wurde, fand ich jedoch höchst unangemessen und würdelos. Von SPD, GRÜNE und LINKE war nichts anderes zu erwarten.

Eine Partei die maßgeblich das neue Deutschland nach dem verheerenden 2. Weltkrieg wieder zu Anerkennung und Ansehen in der gesamten Welt brachte, hatte es nicht verdient, dass sie so schmählich, vor allem auch durch die Presse, behandelt wurde. Denn gerade die Presse sollte wissen, wem sie die Pressefreiheit verdankt, wie das jüngste Beispiel Slomka/Gabriel und vor allem Seehofer zeigt!

Der Verlust der FDP im Bundestag zeigt schon heute katastrophale Frühfolgen. Die große Koalition von 2 Parteien, deren Grundsatzprogramme nicht in einer Zeile übereinstimmen, wird Deutschland mit ihren unverrückbaren Ideologien nicht nur lähmen, sondern nachhaltig schädigen. Die Koalitionäre werden sich von der ersten Sekunde an mehr mit sich selbst, als für das, wofür sie gewählt wurden, beschäftigt sein. Kein Vertrauen sondern Misstrauen wird diese Koalition prägen, jeder der Beiden hat nichts zu gewinnen, aber viel zu verlieren! So steht z.B. die „freie-soziale Marktwirtschaft” auf dem Spiel, die sozialistische Planwirtschaft ist unaufhaltsam auf dem Vormarsch, da der wirtschaftspolitische Flügel der CDU zunehmend an innerparteilicher Akzeptanz verliert.

Das liberale Korrektiv fehlt gänzlich, zumal die Opposition mit LINKE und GRÜNE nicht gerade zum politischen Ausgleich neigen, sondern eher zur Konfrontation!!!

Insofern bewerte ich die derzeitige bundespolitische fragile Situation sogar förderlich für das LIBERALE- Lager. Dies könnte sich schon bei der anstehenden Kommunalwahl im Mai nächsten Jahr bewahrheiten. Hier sollte es unser Ziel daher sein, die 5 Ratssitze nicht nur zu verteidigen sondern noch etwas zuzulegen.

Wir haben nicht viel verkehrt gemacht, aber ganz vieles richtig für Bendorf und seine Bürger.

Je mehr Bendorfer Bürger Flagge zeigen, denn jeder Bekennende ist ein Multiplikator, desto größer sind unsere Chancen liberalen Einfluss in dieser Stadt zu stärken. Daher sollten wir unseren Sympatisantenkreis ermutigen dies zu tun, vielleicht sogar auf unserer Liste zu erscheinen.

Im Gegensatz zu den erwähnten 70er Jahren haben wir in Bendorf nun ein gut bestelltes Feld.

Karl-Otto Hahn